Archiv der Kategorie: 23. April 1945

Italienische Offiziere an den Gräbern ihrer Landsleute auf dem Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Fallingbostel. Fotograf: Vittorio Vialli (Istituto Storico Parri Emilia Romagna, Bologna)

Besuch auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Fallingbostel

Nach ihrer Befreiung hoffen auch die ehemaligen Kriegsgefangenen auf eine baldige Heimreise. Für viele verlängert sich der Zwangsaufenthalt im Lager allerdings noch um Wochen und Monate. In dieser Zeit des Wartens versuchen sie sich irgendwie einzurichten und ihren Alltag zu organisieren. Außerdem erkunden sie die nähere Umgebung.

Eine Woche nach der Befreiung besucht eine Gruppe ehemaliger italienischer Militärinternierter die Kriegsgefangenenfriedhöfe unweit des Lagers Fallingbostel. Dort sind mindestens 14.000 sowjetische Kriegsgefangene in Massengräbern bestattet worden. In Einzelgräbern ruhen 379 italienische Militärinternierte, 132 französische, 81 jugoslawische, 35 belgische, 28 britische, 28 US-amerikanische, 25 polnische und 20 slowakische Gefangene sowie je ein kanadischer, südafrikanischer und niederländischer Soldat. Sie sind in den Jahren 1940 bis 1945 in den Lagern Fallingbostel und Oerbke ums Leben gekommen.

Literatur:
Vittorio Vialli: Ho scelto la prigionia. La resistenza dei soldati italiani nei Lager nazisti 1943-1945, Rom 1983

Seite aus dem „Bilder-Tagebuch“ von Zsuzsa Merényi Stiftung niedersächsische Gedenkstätten / Gedenkstätte Bergen-Belsen, BO 488

Befreiung von Häftlingen aus dem KZ Bergen-Belsen in Tröbitz

Susanne Schuller (Zsuzsa Merényi) wird als Kind ungarischer Eltern 1925 in Deutschland geboren. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kehrt die jüdische Familie 1933 nach Ungarn zurück. 1944 wird Susanne Schuller gemeinsam mit ihrer Schwester Lea nach Bergen-Belsen deportiert. Als die SS Anfang April 1945 das Austauschlager räumt und die jüdischen Häftlinge in drei Zügen in das Ghetto Theresienstadt gebracht werden sollen, werden auch die beiden Schwestern abtransportiert. An den Folgen dieser erneuten Strapazen sterben allein in ihrem Zug während der 13tägigen Fahrt mindestens 133 Häftlinge. Trotz medizinischer Hilfe verlieren auch nach der Befreiung in Tröbitz noch über 320 Menschen ihr Leben. Zsuzsa und Lea Schuller überleben und kehren nach Budapest zurück.

Das am Tag ihrer Deportation am 4.12.1944 begonnene Tagebuch in Bildern führt Susanne Schuller (Zsuzsa Merényi) noch bis zum 29. Juni 1945 weiter. Die vorliegenden Zeichnungen beziehen sich unmittelbar auf die Befreiung durch sowjetische Truppen in Tröbitz am 23. April 1945.

Übersetzung der Bildbeschriftungen Ungarisch – Deutsch:
„Tröbitz“
[1] „Der Holländer“
[2] „Das Hollandrad“
[3] „Die ersten Russen“
[4] „Kleiderinspektion bzw. sanktionierter Raub“
[5] „Zurück zum Waggon mit der Beute“

Literatur:
Zsuzsa Merényi: Das Lager als Bild. Zsuzsa Merényis Bilder-Tagebuch aus dem KZ Bergen-Belsen hrsg. von Thomas Rahe. Göttingen 2020.

Thomas Kubetzky: „Fahrten ins Ungewisse – Räumungstransporte aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen im April 1945“, in: Habbo Knoch u. Thomas Rahe (Hg.), „Bergen-Belsen – Neue Forschungen“, Göttingen 2014, S.150 ff.