Am 22. Februar 1945 befindet sich Arieh Koretz im „Sternlager“, einem Teillager des KZ Bergen-Belsen für jüdische Austauschhäftlinge. Hier führt er ein Tagebuch in neugriechischer Sprache. Er fasst die Ereignisse von Mitte Februar bis Mitte März 1945 in einem Eintrag zusammen.
„Im letzten Monat hat sich die Situation im Lager verändert und bis zur Unkenntlichkeit verschlimmert. Jeden Tag kommen neue Gruppen von Häftlingen und bei jeder dieser Gruppen sind viele, wenn nicht hunderte, von Toten und Halbtoten.
Die Toten werden schon lange nicht mehr im Krematorium verbrannt, der Platz reicht nicht aus, man verbrennt sie einfach draußen, auf Holz, eine Reihe Leichen und eine Reihe Holz. Es gibt Tage, an denen wir 700 bis 800 Tote haben, die so verbrannt werden. Der Rauch und Geruch der versengten Leichen ist in der ganzen Gegend spürbar. Am Anfang war es schwer, sich daran zu gewöhnen.
Der Hunger, der jetzt im Lager herrscht, ist entsetzlich und unvorstellbar, er bringt Menschen einfach um ihren Verstand. Alle stehlen von allen. Die SS-Leute toben, drücken sich den ganzen Tag herum, brüllen und schlagen. (…)
Der Krieg geht noch weiter und man sieht kein Ende. Ob wir überhaupt das Kriegsende erleben werden?“
1928 als Leo Koretz in Hamburg geboren, wurde Arieh Koretz mit seiner Familie über das Ghetto Saloniki 1943 in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Am 23. April 1945 wird er auf einem Räumungstransport bei Tröbitz befreit.
Literatur:
Arieh Koretz: Bergen-Belsen. Tagebuch eines Jugendlichen 11.7.1944 – 30.3.1945. Göttingen 2011.