Am 4. März 1945 verlässt ein Transport mit 105 türkischen Juden das sogenannte Neutralenlager des KZ Bergen-Belsen.
Die Familien, darunter 20 Kinder, wurden im Laufe des Jahres 1944 aus verschiedenen Ländern Europas in das Austauschlager Bergen-Belsen gebracht, da sie den Anspruch auf die türkische Staatsangehörigkeit erhoben. Im August 1944 brach die Türkei die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab und internierte die dort lebenden Deutschen. Da das Deutsche Reich ein Interesse an der Rückkehr der eigenen Staatsangehörigen hatte, wurde ein Austausch vereinbart.
In Lübeck stoßen weitere 20 jüdische Frauen und Kinder aus Ravensbrück zu der Gruppe aus Bergen-Belsen. Sie fahren ab Göteborg mit der MS Drottningholm auf dem Seeweg über England, Portugal und Ägypten nach Istanbul. Nach der Ankunft am 10. April 1945 verweigert die Türkei zwar den meisten Juden die Anerkennung der Staatsbürgerschaft, erlaubt aber nach längeren Verhandlungen einen Aufenthalt in Flüchtlingslagern.
Literatur:
Corry Guttstadt: Die Türkei, die Juden und der Holocaust, Berlin/Hamburg 2008, S. 468ff