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Opfer des „Todesmarschs“ von Häftlingen des KZ-Außenkommandos Brunshausen: Zwischen Clausthal-Zellerfeld und Braunlage entdeckten amerikanische Soldaten im April 1945 die Leichen von zehn Häftlingen, größtenteils Italiener, die durch Kopfschüsse ermordet worden waren. (Foto: National Archives Washington)

Ermordung des „Bibelforschers“ Bernhard Döllinger bei Bad Grund

Die erste Nacht des „Todesmarsches“ des KZ-Außenkommandos Brunshausen (Kreis Gandersheim) verbringen die meisten Häftlinge in einer Turnhalle im Westharzer Teufelstal. Am 5. April morgens muss einer von ihnen, nachdem er vor Hunger Hundekuchen gegessen hat, austreten. Er wird erschossen. Der Tote ist der als „Bibelforscher“ internierte Deutsche Bernhard Döllinger.

Bernhard Döllinger, 1890 in Wuppertal-Elberfeld geboren, wurde 1944 wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus verhaftet und ins KZ gesperrt. Sein Widerstand gründete sich auf seine religiösen Überzeugungen als Zeuge Jehovas. Die Festigkeit im Glauben ermöglichte ihm, auch unter den Bedingungen schlimmsten Hungers und Ausbeutung eine ebenso großherzige wie standhafte Haltung an den Tag zu legen. Dies trug ihm die Hochachtung seiner Mithäftlinge in Brunshausen, größtenteils „Politische“, ein.

Im Verlauf des „Todesmarsches“, der im KZ Dachau endete, kamen viele weitere Häftlinge ums Leben.

Literatur:
Robert Antelme, Die Gattung Mensch, Berlin 1949.

Joachim Neander, Die Ermordung der „Bibelforscher“ auf dem Todesmarsch des KZ Gandersheim, in: Südniedersachsen 1/1999, S. 7-19

Websites:
Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945 >> http://www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/kz-haeftlinge/brunshausen.html

Radio Übrigens >> http://www.radio-uebrigens.de/?p=130

Gedenkbuch für die NS-Opfer aus Wuppertal >> http://www.gedenkbuch-wuppertal.de/de/person/d%C3%B6llinger

Die Dienstbaracke des KZ-Außenkommandos Brunshausen, die unter anderem die „Krankenstube“ und die Wäscherei beherbergte. Im Hintergrund Teile der Werksgebäude der Ernst Heinkel AG (Aufnahme von 1946, Museum der Stadt Bad Gandersheim / Katholische Pfarrgemeinde Bad Gandersheim)

Das Ende des KZ-Außenkommandos Brunshausen: Ermordung von 40 Häftlingen und ein Todesmarsch

Gegen 5 Uhr morgens werden die über 500 Häftlinge des KZ-Außenkommandos Brunshausen (Kreis Gandersheim) geweckt. 40 besonders geschwächte Männer warten auf versprochene Omnibusse. Stattdessen werden sie in einen Wald geführt und einzeln erschossen. Mithäftlinge werfen die Leichen in eine zuvor ausgehobene Grube und streuen Kalk über sie.

Die übrigen Häftlinge werden von der SS auf einen „Todesmarsch“ getrieben, der über den Harz und Tschechien ins KZ Dachau führt und von der Mehrheit nicht überlebt wird.

Das KZ-Außenkommando Brunshausen wurde im Oktober 1944 für die Flugzeugfirma Heinkel eingerichtet. Bis zu 584 Männer aus 14 Nationen kamen in die eiskalte, verfallende und völlig überfüllte Klosterkirche. Sie mussten sich selbst ein Barackenlager auf dem Firmengelände bauen. Hunger, Kälte und Entkräftung bestimmten ihre Tage; mindestens 23 Häftlinge starben hier.

Für die in Brunshausen verübten Verbrechen wurde niemals jemand gerichtlich bestraft.

Literatur:
Robert Antelme: Die Gattung Mensch, Berlin 1949.

Paul Le Goupil / Gigi Texier / Pierre Texier: Bad Gandersheim. Autopsie eines Außenkommandos von Buchenwald, Bad Gandersheim 2005.

Website:
Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit Südniedersachsen 1939 – 1945 >> http://www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/kz-haeftlinge/brunshausen.html

Tod von Genofefa Kowalska

In der „Ausländerkinderpflegestätte“ Brunshausen (Kreis Gandersheim) stirbt das Kind einer polnischen Zwangsarbeiterin im Alter von 15 Tagen. Ein Tischlerlehrling bringt den Leichnam in einem weißen Kindersarg mit dem Fahrrad zum Salzbergfriedhof Gandersheim, wo er in einer Ecke bestattet wird.

Genofefa Kowalska wurde im „Entbindungsheim für Ausländer“ Brunshausen geboren. Beide Einrichtungen befanden sich in einem Raum im „Fürstlichen Haus“.

Die „Ausländerkinderpflegestätte“ Brunshausen wurde im Juli 1944 auf Drängen der Kreisbauernschaft Gandersheim eröffnet. Träger war eine regionale Bauerngemeinschaft. Die Einrichtung versprach den Bauern finanziellen Gewinn und praktischen Nutzen: die Mütter standen rasch wieder als Zwangsarbeitskräfte zur Verfügung, die Kinderpflege störte den Betriebsablauf nicht, die Kosten für die Einrichtung mussten die Zwangsarbeiterinnen übernehmen.

24 Geburten osteuropäischer Kinder und 15 Todesfälle sind nachgewiesen, mit einer Dunkelziffer ist zu rechnen.

Literatur:
Anne-Katrin Race, Die „Kinderpflegestätte“ Brunshausen. Hg. v. Museum Bad Gandersheim, Bad Gandersheim 1990.

Weblinks:
>> Krieg gegen Kinder. Zum Schicksal der Zwangsarbeiterkinder 1943 – 1945
>> Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939 – 1945