Am 15. März 1945 unterzeichnet Josef Kramer, der Kommandant des KZ Bergen-Belsen, eine „Übersicht über Anzahl und Einsatz der weiblichen Häftlinge“ für die vergangenen zwei Wochen.
Die SS bezeichnete Bergen-Belsen offiziell als „Aufenthaltslager“, was der ursprünglichen Funktionszuweisung als Austauschlager für jüdische Geiselhäftlinge entsprechen sollte. Hinter der Zahl der 5 481 „Zugänge“ verbergen sich Transporte mit zahlreichen Frauen verschiedener Verfolgtengruppen aus den KZ Ravensbrück, Gross-Rosen und Flossenbürg sowie sechs Geburten. Den größten Anteil an den „Abgängen“ haben mit 1 223 die Verstorbenen. Bei den 63 Entlassungen handelte es sich um Frauen und Mädchen, die zur Gruppe der Juden gehörte, die am 4. März in die Türkei kamen.
Übersichten dieser Art wurden zweimal monatlich jeweils für männliche und weibliche Häftlinge angefertigt. Um diese Zahlen zu ermitteln, ließ die SS die Häftlinge bei jedem Wetter oftmals stundenlang Appell stehen. Auf den hier nicht gezeigten übrigen drei Seiten finden sich Angaben zum Arbeitseinsatz der Frauen.
Dies ist eines der wenigen erhaltenen Dokumente aus der Verwaltung des KZ Bergen-Belsen, denn die SS verbrannte kurz vor dem Eintreffen der britischen Armee die Registratur. Ein niederländischer Funktionshäftling aus der Schreibstube rettete die vorliegende Übersicht vor der Vernichtung.