Am 31. März 1945 unterzeichnet Josef Kramer, der Kommandant des KZ Bergen-Belsen, eine „Übersicht über Anzahl und Einsatz der männlichen Häftlinge“ für die vergangenen zwei Wochen.
Die SS bezeichnete Bergen-Belsen offiziell als „Aufenthaltslager“, was der ursprünglichen Funktionszuweisung als Austauschlager für jüdische Geiselhäftlinge entsprechen sollte.
Bei den „Zugängen“ fallen im Dokument die großen Transporte aus den KZ Natzweiler, Mittelbau-Dora, Buchenwald und Flossenbürg mit vornehmlich kranken, nicht arbeitsfähigen Häftlingen ins Auge. Trotz der fast 7 000 Männer, die in diesen zwei Wochen ankommen, sinkt die Gesamtzahl der Häftlinge aufgrund der hohen Zahl von 8 335 Verstorbenen im Männerlager des KZ Bergen-Belsen. Die Sterblichkeit lag in diesem Teillager um ein Vielfaches höher als im Frauenlager oder in den Austauschlagern.
Übersichten dieser Art wurden zweimal monatlich jeweils für männliche und weibliche Häftlinge angefertigt. Um diese Zahlen zu ermitteln, ließ die SS die Häftlinge bei jedem Wetter oftmals stundenlang Appell stehen. Auf den hier nicht gezeigten übrigen drei Seiten finden sich Angaben zum Arbeitseinsatz der Männer.
Dies ist eines der wenigen erhaltenen Dokumente aus der Verwaltung des KZ Bergen-Belsen, denn die SS verbrannte kurz vor dem Eintreffen der britischen Armee die Registratur. Ein niederländischer Funktionshäftling aus der Schreibstube rettete die vorliegende Übersicht vor der Vernichtung.