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Giuseppe Chiampo im Lager Hilkerode, Sommer 1944 (Nachlass Giuseppe Chiampo, Padova)

Befreiung der Italiener im „Gemeinschaftslager 2 Hilkerode“

„Ein Motorendröhnen nähert sich dem Lager (…). Das Herz macht einen Satz: Es sind die Panzer der Alliierten! (…) Entlang der Straßenränder die Männer, vor Freude außer sich. Mit ohrenbetäubendem Lärm fahren die schweren Panzer, die Laster und die schnellen Autos des Kommandos vorbei. (…) Die Befreier! Wir sind verrückt vor Freude!…“

Diese Sätze notiert Giuseppe Chiampo am 10. April 1945 in sein Tagebuch. Über 18 Monate Quälerei im Lager Hilkerode (Kreis Duderstadt) bei Hunger, Kälte, Läusen und harten Strafen liegen hinter ihm. Dabei hatte er als Lagerschreiber mehr Glück als seine etwa 450 mitgefangenen „Militärinternierten“ und die ca. 100 italienischen Widerstandskämpfer im Lager: Diese erlebten auf der Baustelle der Schickertwerke Rhumspringe härteste Ausbeutung, mussten um jeden Zementsack gegen die Kälte und um jede Kartoffelschale gegen den Hunger kämpfen. Mehr als fünfzig von ihnen überlebten die Gefangenschaft nicht.

„Göttliches Wort ‚Freiheit‘!“

Literatur:
Giuseppe Chiampo, Überleben mit Stift und Papier. Aus dem Tagebuch eines Italienischen Militärinternierten im Zweiten Weltkrieg in Hilkerode/Eichsfeld. Hg. v. Günther Siedbürger für die Geschichtswerkstatt Duderstadt, Göttingen 2004.

Giuseppe Chiampo / Günther Siedbürger, Zwangsarbeiter, Militärinternierte und ihre Gesundheitsversorgung. Opfer und Zeitzeugen aus Niedersachsen im Bericht von G. Chiampo, in: Andreas Frewer / Bernhard Bremberger / Günther Siedbürger (Hg.), Der „Ausländereinsatz“ im Gesundheitswesen (1939-1945). Historische und ethische Probleme der NS-Medizin, Stuttgart 2009, S. 17-32

Website:
http://www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu

Gründungsurkunde des Notkomitees Hilkerode, 8. April 1945 (Schmerse Media Verlag, Göttingen I www.schmersemedia.com)

In Hilkerode am Harz gründet eine Gruppe italienischer Zwangsarbeiter ein Lager-Notkomitee

Auf der Baustelle der Firma „Otto Schickert & Co. KG“ in Rhumspringe arbeiten mindestens 1760 ausländische Zwangsarbeiter, darunter auch italienische Militärinternierte.

Untergebracht sind die Italiener in einem Lager im Nachbarort Hilkerode. Im Herbst 1944 werden alle italienischen Militärinternierten zu Zivilisten erklärt. Sie gelten jetzt zwar als „freie“ Arbeiter, müssen aber an ihren Einsatzorten verbleiben.

Im Frühjahr 1945 wächst die Hoffnung auf ein baldiges Ende der leidvollen Gefangenschaft: Das Herannahen der Front wird Anfang April unüberhörbar. Mit der unsicheren Situation verbinden sich viele Ängste und Besorgnisse. Um einer möglichen Eskalation der Ereignisse vorzubeugen, gründen die Italiener nach dem Vorbild der Comitati di Liberazione Nationale (Nationale Befreiungskomitees) der italienischen Partisanen ein Notkomitee. Sie verpflichten sich darin zum strikten Zusammenhalt und zur Wahrung militärischer Disziplin.

Am 10. April werden die Italiener in Hilkerode von US-amerikanischen Truppen befreit.

Literatur:
Günther Siedbürger, Geschichtswerkstatt Duderstadt (Hrsg.): Überleben mit Stift und Papier. Aus dem Tagebuch eines Italienischen Militärinternierten im Zweiten Weltkrieg in Hilkerode/Eichsfeld, Göttingen 2004

Website:
Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit: Südniedersachsen 1939 – 1945 >> www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/industrie/schickert-werke-rhumspringe.html