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Der britische Armeefotograf Sergeant D.M. Smith nahm dieses Foto am 28. April 1945 bei der Exhumierungen von 269 KZ-Häftlingen bei Wolterdingen auf. Er gab ihm den Titel „The line of coffins“ (Imperial War Museum London)

The line of coffins – Exhumierung in Wolterdingen

Auf Anordnung der britischen Militärregierung werden am 28. April 1945 in einem kleinen Wald bei Wolterdingen nördlich von Soltau in der Nähe eines verlassenen Zuges drei Massengräber exhumiert.

269 Tote werden gefunden – Häftlinge eines Räumungstransports aus dem KZ Neuengamme. Sie waren wenige Tage zuvor von ihren Bewachern ermordet worden. Der bei der Exhumierung anwesende britische Kriegskorrespondent schreibt: „Als die SS-Wachen merkten, dass britische Truppen nicht mehr weit entfernt waren, befahlen sie den Häftlingen, die Waggons zu verlassen, führten sie zu einem nahegelegenen Wald, ließen sie Gruben ausheben, töteten sie und verschwanden.“

Die Briten ziehen zu den Umbettungen deutsche Zivilisten heran. Alle führenden Persönlichkeiten der Region werden gezwungen, an den offenen Gruben vorbeizugehen. Anschließend müssen deutsche Frauen und Jugendliche die Särge zum Gemeindefriedhof in Wolterdingen tragen. Dort werden die Toten mit einer feierlichen Zeremonie bestattet.

Bis heute sind die Namen der meisten der Toten nicht bekannt.

Weblink:
KZ-Züge auf der Heidebahn. Depesche aus Wolterdingen >> http://www.kz-zuege.de/kapitel_09.htm

Standbild aus dem Film „Soltau Woods Mass Grave 1945“, British Pathé. Im Sommer 1945 wurden die Leichen der am 11.4.1945 in Soltau ermordeten KZ-Häftlinge exhumiert. Sie waren nur flüchtig in Massengräbern verscharrt gewesen (http://www.britishpathe.com/video/soltau-woods-mass-grave/query/Soltau)

Festnahme des Elektrolehrlings F. in Soltau

Am 26. April 1945 nehmen in Soltau die britischen Besatzungsbehörden den 17jährigen Elektrolehrling F. in Haft. Er wird verdächtigt, am 11. April zusammen mit dem 49jährigen Arbeiter K. und dem 19jährigen Schuhmacher S. einen KZ-Häftling ermordet zu haben. An diesem Tag geriet bei Soltau ein Räumungstransport aus dem KZ Neuengamme in einen Bombenangriff. Viele der Häftlinge flüchteten. Es folgte unter Beteiligung der örtlichen Bevölkerung eine tödliche Hetzjagd auf sie.

Drei Jahre später fand der Prozeß gegen F., K. und S. vor dem Landgericht Lüneburg statt. Aus dem festgestellten Sachverhalt: „Zusammen mit S. und F. ging K. um den Häftling herum, und zielte etwa aus 15 Meter Entfernung auf ihn. Noch 2 Mal setzte er ab, weil er mit inneren Hemmungen zu kämpfen hatte, und erschoss dann den Häftling, der sofort lautlos zusammensank. F. und S. standen während dieses Vorgangs etwa 3 bis 4 Schritte links hinter K. Da der Häftling noch mit den Beinen zuckte, trat F. an ihn heran und gab mit seiner Pistole einen Schuss auf ihn ab, der ihn in den Hinterkopf traf, wie er sagte, damit der Mann auch wirklich tot sei.“

F. und S. wurden in der Revisionsverhandlung freigesprochen, K. zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Identität des ermordeten Häftlings ist nicht bekannt.

Insgesamt wurden im April 1945 mindestens 89 KZ-Häftlinge bei Soltau ermordet.

Literatur:
Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945-1966, Bd. II, Amsterdam 1969, S. 375-382

Film:
Soltau Woods Mass Grave 1945 >> http://www.britishpathe.com/video/soltau-woods-mass-grave

Weblinks:
KZ-Züge auf der Heidebahn. Das Ende in Soltau >> http://www.kz-zuege.de/kapitel_11.htm