Am 22. März 1945 trifft einer der letzten Räumungstransporte mit ausländischen Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum im Zuchthaus Hameln ein. Der Niederländer Wim Habets erinnert sich:
„Unser Transport umfasst ungefähr 200 Franzosen, Belgier, Niederländer und einige Deutsche. Alle bekommen einen halben Laib Brot – offenbar ist unsere letzte Stunde noch nicht gekommen. Die Wachmänner tragen Gewehre.
Im Güterzug die ganze Nacht Rangieren. In Münster ein Stopp wegen Luftangriffen. Am Nachmittag bei Rinkerode (Kreis Warendorf) ein Luftangriff: Ein Franzose in unserem Waggon wird schwer verwundet; im Nachbarwaggon liegen zwei Tote. Die Wachen kümmern sich nicht.
Mein Hass gegen die Deutschen steigt. Die Nacht ist ein Albtraum aus Hunger und Durst – Gedanken ans Sterben.
Am Abend erreichen wir Hameln. Die Verwundeten bleiben bei uns. Das Zuchthaus ist völlig überfüllt.
Der Franzose stirbt am zweiten Tag in Hameln. Ich schäme mich, dass ich keine Trauer empfinde. Sterben scheint etwas Unvermeidliches geworden zu sein.“ (Auszüge aus den Erinnerungen von Wim Habets)
Der Transport aus Bochum forderte mehrere Tote. So starben etwa der Niederländer Frans Van Migro am 22. März, der Franzose Edouard Lamothe am 25. März 1945.
Das Zuchthaus Hameln war eine „Umschlagstation“ für Räumungstransporte aus Gefängnissen, Zuchthäusern und Strafanstalten im Westen des deutschen Reichs. Sie führten zu einer völligen Überfüllung. Von Hameln aus wurden die Gefangenen Richtung Osten und Norden weitertransportiert.
Literatur:
Wim Habets, Op vrijheid gesteld: autobiografische notities omtrent: gebeurtenissen gedurende de bezettingstijd in Kerkrade en Heerlen, het verblijf in gevangenschap in Nederland en Duitsland in Oorlogstijd en de bevrijding in 1945, o.O. 1996.
Weblinks:
> Bernhard Gelderblom: Bürger aus den Benelux-Staaten als NS-Verfolgte im Zuchthaus Hameln 1942-1945
> Bernhard Gelderblom: Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit