Nach dem Durchmarsch alliierter Truppen am Vortag bleiben Wachen, Vorarbeiter und Werksleiter der Baustelle der Schickertwerke Rhumspringe fern. Jetzt rächen sich viele der über 1.700 Zwangsarbeitenden, die hier seit dem Oktober 1942 wie Sklaven schuften mussten, um ein Werk zur Produktion von Treibstoff für Düsen- und Raketenflugzeuge und V1- und V2-Raketen zu bauen.
Ihre Befreiung vom grausamen Regime auf der Baustelle feiern sie, indem sie die selbst erbaute, fast fertiggestellte Fabrik nun wie im Rausch demolieren. Mit Eisenstangen und Spitzhacken zerstören sie fast die gesamte Einrichtung – und verhindern so auch, dass hier für den noch nicht beendeten Krieg produziert werden kann. Giuseppe Chiampo sieht den Generaldirektor der Fabrik unbeachtet und wie versteinert das entfesselte Treiben der Ausländer beobachten.
In Rhumspringe hatten furchtbare Bedingungen mit scharfer Antreiberei, Hunger, Kälte, vielen Unfällen, Todesfällen und Hinrichtungen wegen angeblicher Sabotage geherrscht.
Literatur:
Hans-Heinrich Hillegeist: Die Schickert-Werke in Bad Lauterberg und Rhumspringe. Eines der bestgehüteten Geheimnisse des 2. Weltkrieges, in: Rüstungsindustrie in Südniedersachsen während der NS-Zeit. Hg. v. Arbeitsgemeinschaft Südniedersächsischer Heimatfreunde e.V., Mannheim 1993, S. 119-141.
Giuseppe Chiampo: Überleben mit Stift und Papier. Aus dem Tagebuch eines Italienischen Militärinternierten im Zweiten Weltkrieg, in: Hilkerode/Eichsfeld. Hg. v. Günther Siedbürger für die Geschichtswerkstatt Duderstadt, Göttingen 2004.
Günther Siedbürger: Zwangsarbeit im Landkreis Göttingen 1939-1945. Hg. v. Landkreis Göttingen, Duderstadt 2005, S. 279-301.