Zwei Tage vor der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 hält Kurt Schumacher seine erste Rede nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur. Etwa 130 Sozialdemokraten sind im Sitzungssaal des Polizeipräsidiums zur Gründungsversammlung des Ortsvereins der SPD in Hannover zusammengekommen – zu einem Zeitpunkt, als die Bildung politischer Parteien von der britischen Besatzungsmacht noch verboten war.
Schumacher hatte sein Grundsatzreferat mit dem Titel „Wir verzweifeln nicht“ in den Wochen seit der Besetzung der Stadt durch das britische Militär ausgearbeitet. Er erhob darin unter anderem den Anspruch einer tragenden Rolle der Sozialdemokratie beim Neubau eines deutschen Staates und der Gesellschaft. Mit seiner Rede setzte sich der 49jährige ehemalige Reichstagsabgeordnete unangefochten an die Spitze des Ortsvereins Hannover. Ein Jahr später wurde er zum ersten Parteivorsitzenden der Nachkriegs-SPD gewählt und gestaltete deren Aufbau und Politik bis zu seinem Tod 1952 entscheidend mit.
Schumacher trat schon vor der Machtübernahme der NSDAP als deren entschiedener Gegner hervor. Im Sommer 1933 – kurz nach dem Verbot der SPD – wurde er in Haft gesetzt. Die Jahre der Diktatur verbrachte er mit kurzen Unterbrechungen in verschiedenen Konzentrationslagern und Gefängnissen.
Literatur:
Albrecht Kaden: Einheit oder Freiheit: Die Wiedergründung der SPD 1945/46, Berlin 1980
Günther Scholz: Kurt Schumacher, Düsseldorf 1988
Website:
Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung >> http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/nachlass/nachlass_s/schumacher-ku.htm