Am 1. März 1945 wies der Hildesheimer Oberbürgermeister dem Reichsbahnbetriebsamt Hildesheim die beiden Säle im 1. Stock der Hildesheimer Stadthalle – einer umgebauten ehemaligen Kirche – zur Unterbringung von 500 KZ-Häftlingen zu. So entstand ein Außenlager des KZs Neuengamme mitten in der Altstadt von Hildesheim. Die jüdischen Häftlinge – in der Mehrheit Ungarn – waren die Überlebenden eines Evakuierungstransports aus dem KZ Groß-Rosen, die über Bergen-Belsen nach Hildesheim gekommen waren, wo sie völlig entkräftet und halb verhungert eintrafen. Hier wurden sie bei Aufräumungsarbeiten auf dem durch einen alliierten Luftangriff am 22. Februar zerstörten Güterbahnhof eingesetzt.
Bei den Märschen von der Stadthalle zu ihrem Einsatzort und bei der Arbeit wurden sie von einem Zug des Hildesheimer Volkssturms unter dem Kommando des Zugführers Albert Rosin bewacht. Angefeuert durch den NSDAP-Kreisleiter Meyer forderte Rosin seine Leute zu rücksichtsloser Gewalt gegen die Häftlinge auf. Er selbst erschoss eigenhändig einen jungen ungarischen Juden, der eine halb verbrannte Konservendose an sich genommen hatte. Dafür wurde er 1951 wegen Totschlags zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Literatur:
Markus Roloff: Zwangsarbeit in Hildesheim. Der Arbeitseinsatz für die Rüstungswirtschaft des Dritten Reiches, in: Hildesheimer Jahrbuch 70/71 (1998/99), S. 163-189
Links:
Außenlager Hildesheim auf der Website der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
An Berichten wie diesem wird wieder einmal deutlich, wie vollkommen absurd die Behauptungen so vieler in der Zeit des Nationalsozialismus lebender Deutscher ( wie auch meiner Mutter und meines Onkels) war, von allem nichts gewusst zu haben.
Ich hoffe, an dem Gebäude befindet sich eine entsprechende Hinweistafel.
Claudia Schanz