Nachdem in den letzten Wochen Räumungstransporte aus Lagern im Osten und Westen eingetroffen sind, ist das Kriegsgefangenenlager XI B Fallingbostel völlig überfüllt. Ein Großteil der Bewachung ist vor einigen Tagen abgerückt, nur ein Restkommando ist zurückgeblieben. Am Morgen hören die Gefangenen erstmals Waffenlärm deutscher und britischer Einheiten am Ortsrand von Fallingbostel. Bald ziehen sich die Deutschen zurück. Die Kriegsgefangenen werden kampflos befreit.
Der italienische Offizier Vittorio Vialli hat einen Fotoapparat mit ins Lager geschmuggelt und macht mehrere Aufnahmen vom Geschehen, das er wie folgt beschreibt: „Das Lager ist in Aufruhr, die Gefangenen drängen sich alle entlang des Stacheldrahtzaunes und warten auf den großen Augenblick. […] Die Minuten vergehen furchtbar langsam, man hört Detonationen in der Nähe. Die Gefangenen klettern auf das Dach der Baracke. Genau 10:30 Uhr. Jetzt ist es so weit, man kann die Panzer sehen! […] Schnell kommt der zweite Panzer, dann noch einer, und noch weitere. […] Der Panzerführer übermittelt seinem Kommandanten die Nachricht von der Befreiung der Gefangenen.“
Literatur:
Vittorio Vialli: Ho scelto la prigionia. La resistenza dei soldati italiani nei Lager nazisti 1943-1945, Rom 1983