Arne Moi, 1977 (© Trygve Skramstad)

Scheiterhaufen

Im März 1945 sterben im KZ Bergen-Belsen über 18.000 Menschen. Die Kapazitäten des Krematoriums am Ort reichen bei Weitem nicht mehr aus. Die SS geht dazu über, die Leichen auf Scheiterhaufen verbrennen zu lassen.

„So sägten wir Holz und zerhackten Klötze und trugen alles über die Straße zu den Leichenstapeln und überließen es dem Leichenkommando. Die Leute dort schichteten enorme Scheiterhaufen auf, legten abwechselnd je eine Lage Leichen und eine Lage Holz und be­nutzten die Stämme für Luftkanäle, damit der Haufen ordentlich Zug hatte. Sinnreiche Bau­werke waren das, über die man schließlich Dieselöl goss, um sie dann anzuzünden. (…)
Es brannte tagelang. Die Flammen der Scheiterhaufen waren von oben zu sehen, und manchmal erreichte uns ein Dank für die Arbeit in Gestalt einer zufälligen Bombe, die eigentlich Berlin zugedacht war. Eines Nachts traf eine von ihnen einen Haufen Futterrüben an einem der Küchenblocks, und das halbe Lager ging hin und knabberte am Tage darauf rohe Futterrüben. Als Ersatz für die Suppe, die aus verständlichen Gründen ausblieb.“

Der das schrieb, der Norweger Arne Moi, war nach jahrelanger Odyssee durch verschiedene Kriegsgefangenenlager, Zuchthäuser und Konzentrationslager schließlich Anfang Februar 1945 in das KZ Bergen-Belsen gebracht worden. Er überlebte und arbeitete nach dem Krieg als Betriebswirt in Norwegen und Brasilien. Seine Erinnerungen an Bergen-Belsen veröffentlichte er erstmals 1977 in Norwegen unter dem Titel „Leiren“.

Literatur:
Arne Moi, Das Lager. Ein Norweger in Bergen-Belsen, Göttingen 2002.

Mehr Informationen im Internet:
Clip: Arne Moi über Glauben, Zweifel, Verantwortung und Fundamentalismus 
Digital archive of Norwegian prisoners 1940-45